Modul 5: Aufgeschlossenheit & kreatives Denken
Dieses Modul widmet sich zwei Aspekten, die eng miteinander verbunden sind: Aufgeschlossenheit und kreatives Denken. Das Modul ist in zwei Teile gegliedert: Der erste Teil enthält allgemeine Informationen, Vorteile, Fähigkeiten, Kompetenzen und Lernziele des Moduls. Der zweite Teil analysiert verschiedene Ansätze, Methoden und Strategien und stellt Ressourcen bereit, die Lehrer*innen dabei unterstützen können, eine kreative und offene Lernumgebung zu organisieren, zu planen und aufzubauen.
Vorteile des Moduls
Dieses Modul soll Lehrer*innen bei der Umsetzung von folgenden Zielen unterstützen:
- Förderung der Meinungsfreiheit durch Schüler*innen bei gleichzeitiger Gewährleistung eines sicheren Umfelds für gefährdete Schüler*innen.
- Entwicklung individueller Fähigkeiten der Schüler*innen
- Steigerung des Interesses der Schüler*innen am Fach durch neue Perspektiven
- Schaffung eines offenen und kreativen Klimas im Klassenzimmer
- Förderung der Neugier auf neue Ideen, Ansätze, Standpunkte, Kulturen, etc.
- Schaffung eines kooperativen Arbeitsumfeldes
- Steigerung des Selbstwertgefühls und der Problemlösungsfähigkeiten
- Entwicklung konstruktiver Problemlösefähigkeit
- Herausarbeiten von Nuancen zwischen polarisierenden Positionen
Kompetenzen
Kompetenzen, die mithilfe dieses Moduls gefördert werden können:
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Aufbau positiver, nicht wertender Beziehungen zu den Schüler*innen
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Aufgeschlossenheit bei der Diskussion sensibler Themen zeigen
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Schaffung sicherer, motivierender und integrativer Lernumgebungen in der Schule
Inhalte des Moduls:
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Demokratische Führung, aktives Zuhören
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Regulierung der eigenen Emotionen
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Mediation und Konfliktlösung
Nach der Bearbeitung des Moduls sind Sie in der Lage:
Die Bedeutung von Aufgeschlossenheit und kreativem Denken in Bildungsprozessen und in der Radikalisierungsprävention einzuordnen
Schwierigkeiten und Möglichkeiten der Förderung kreativer Denkprozesse im schulischen Bereich einzuschätzen
WAS?
Kreative Fähigkeiten sind allen Menschen grundsätzlich angeboren und alle Menschen haben ein kreatives Potenzial, das es zu entfalten gilt. Kleine Kinder setzen sich im Spiel kreativ mit ihrer Umwelt auseinander, wobei sie ihre Fantasie nutzen, Situationen und Möglichkeiten spielerisch zu erkunden. Während der Schulzeit kann die kindliche Kreativität als Folge von Leistungsdruck und Überforderung verkümmern.
Ken Robinson, britischer Autor, Sprecher und internationaler Berater für Bildung, plädiert für mehr Kreativität in der Schule. Er argumentiert, dass in der Schule Kinder dazu ausgebildet werden, gute Arbeiter zu werden anstatt kreativ Denkende zu erziehen. Er rechtfertigt dies mit der Begründung des Bildungssystems auf veralteten Ideen beruhen. Schüler*innen würden hier dazu sozialisiert, Angst zu haben, Fehler zu machen, da in der Schule eine eingeschränkte Vorstellung von „nur einer richtigen Antwort“ vorherrsche, statt originellem Denken und Ideen Raum zu geben (Ken Robinson, TED talk, How schools kill creativity).
Um diese eingeschränkte Perspektive zu vermeiden, sollten Lehrer*innen, Kreativität und Aufgeschlossenheit bestmöglich fördern. Beides sind wertvolle Fähigkeiten für Schüler*innen, die dazu beitragen können, Probleme und Situationen aus einer neuen Perspektive zu betrachten und offen für die Vielfalt menschlicher Erfahrungs-, Wissens- und Glaubenssysteme zu sein.
Kreatives Denken
Kampylis und Berki (2014) definieren kreatives Denken folgendermaßen:
Kreatives Denken ist definiert als dasjenige Denken, das es Schüler*innen ermöglicht, ihre Vorstellungskraft auf die Generierung von Ideen, Fragen und Hypothesen anzuwenden, mit Alternativen zu experimentieren und ihre eigenen sowie die Ideen, Endprodukte und Prozesse ihrer Klassenkamerad*innen zu bewerten.
Daher bedeutet „eine kreativ denkende Person zu sein“, etwas aus einer neuen Perspektive zu betrachten, entsprechend der eigentlichen Definition von „thinking outside the box“. Diese Fähigkeit beinhaltet das Nachdenken über Dinge, die noch niemand zuvor in Betracht gezogen hat.
Figure SEQ Figure \* ARABIC 1. Developing the Cambridge Learner Attributes guide,Cambridge Assessment International Education. 53-74
Ein Konzept, das im engen Zusammenhang mit kreativem Denken steht, ist der Begriff des divergenten Denkens. Dieser Begriff wurde von Joy Paul Guilford (1950) in seinem Artikel „Creativity“ veröffentlicht in „American Psychologist“ eingeführt. Dieses Konzept bezeichnet den Prozess oder die Methode, mit der kreative Ideen generiert werden, indem viele mögliche Lösungen erforscht werden.
Der Prozess der Kreativität wurde später von Edward de Bono genauer geklärt. De Bono prägte vor allem den Begriff „laterales Denken“, der ein Synonym für „kreatives Denken“ ist.
Laterales Denken ist definiert als ein mentaler Prozess der Generierung verschiedener Ideen zur Problemlösung, mit einem indirekten und kreativen Ansatz über eine Argumentation, die nicht sofort offensichtlich ist im Gegensatz zu einem schrittweisen Ansatz (Oxford English Dictionary, 2019).
Aufgeschlossenheit wird definiert als die Bereitschaft, Ideen und Meinungen zu berücksichtigen, die neu oder anders sind als die eigenen (Oxford English Dictionary, 2019).
Die Fähigkeit zur Aufgeschlossenheit ist eng mit dem kreativen Denken verbunden und ermöglicht es Schüler*innen, grenzüberschreitend Sachverhalte und Zusammenhänge zu erforschen. Aufgeschlossenheit ermöglicht es, Annahmen zu überdenken, Fehlinformationen zu erkennen und alternative Wege zur Entscheidungsfindung zu finden. Aufgeschlossen zu sein gibt den Lernenden auch die Möglichkeit, zu erforschen, wie unterschiedlich Menschen auf der ganzen Welt denken und handeln, indem sie Erfahrungen, Überzeugungen, Werte und Perspektiven usw. berücksichtigen, die sich von den eigenen unterscheiden.
Eine Erziehung zur Aufgeschlossenheit kann darüber hinaus einer Verengung von Sichtweisen entgegenwirken, die sich ergeben, wenn Schüler*innen nur das verfolgen, was sie interessiert. Gleichzeitig wird hierdurch indirekt und langfristig ein Beitrag geleistet, gesellschaftliche besser Probleme zu lösen, indem eine Vielfalt von Denkweisen zu einem Thema berücksichtigt wird.
Oft haben Lehrer*innen den Wunsch, ein offenes und kreatives Klima in der Klasse zu schaffen. Hier stehen kreative, und anregende Möglichkeiten zur Planung und Strukturierung des Lernens zur Verfügung. Dabei ist es wichtig zu berücksichtigen, dass kreatives Lernen und kreatives Lehren sich in einem Wechselspiel gegenseitig bedingen, so dass die verantwortliche Lehrkraft maßgeblich zur Entwicklung der Kreativität in der Klasse beitragen kann (Lin Y, 2019).
WIE?
Kreativität und Aufgeschlossenheit erfordern ein sicheres Umfeld, in dem man Dinge spielerisch erproben, autonom handeln und Risiken eingehen kann. In der Förderung eines kreativen und aufgeschlossenen Klimas sind Lehrer*innen auch Vermittler*innen, die dafür verantwortlich sind, ein Klassenklima herzustellen, in dem Ihre Schüler*innen kreative Antworten auf Probleme entwickeln können.
Somit gilt es Kreativität generell als Teil des Lernens zu etablieren und das Lernklima so zu gestalten, dass Kreativität gefördert und wertgeschätzt wird. Dazu sollten Lehrer*innen vermitteln, dass eine vermeintlich „falsche“ Antwort immer relativ zu sehen ist. Dies kann u. a. dadurch erreicht werden, dass Lehrende stärker Wert darauf legen unterschiedliche Antworten zu hören, anstatt nur eine (vermeintlich richtige). Das kann dazu beitragen eine wertschätzende und partizipative Lernumgebung zu schaffen, in der die Schüler*innen darauf vertrauen können, dass sie Fehler machen dürfen (Lin Y, 2019). Es stehen unterschiedliche Methoden und Strategien zur Verfügung um dies zu erreichen. Der folgende Abschnitt beschreibt beispielhaft didaktische Methoden und kreative Ansätze, die in diesem Zusammenhang eingesetzt werden können.
UNTERSTÜTZENDES MATERIAL
Die Methode der sechs Denkhüte
Die Methode der sechs Denkhüte ist eine von Edward De Bono entwickelte Technik. Sie ist eine parallel angelegte Denkweise, d.h. hier soll ein Sachverhalt aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Diese Technik bietet Schüler*innen die Möglichkeit, in sechs verschiedene Blickwinkel auf eine bestimmte Thematik zu schlüpfen. Diese Technik kann in Bezug auf die unterschiedlichsten Themen angewendet werden. Sie zielt darauf ab, eine kreative Atmosphäre zu schaffen, die Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern, Schüler*innen Techniken beizubringen, die einen einfachen Wechsel der Denkweisen ermöglichen. Die Methodik basiert auf sechs verschiedenen Hüten, die jeweils eine unterschiedliche Denkweise repräsentieren. Beim Einsatz der Technik in der Klasse, ist es wichtig, dass ein Hut jeweils von allen Schüler*innen gleichzeitig benutzt und dann gemeinsam gewechselt wird. Denn es geht bei der Methode nicht um persönliche Präferenzen für einen Denkstil. Die Methode soll paralleles Denken fördern, bei dem alle Teilnehmenden die Situation gemeinsam aus verschiedenen Blickwinkeln erforschen, anstatt sich auf ein Argument festzulegen. Die sechs Hüte repräsentieren die folgenden Positionen:
© By Edward De Bono, Alle Rechte vorbehalten
Weißer Hut
Neutral und objektiv
Schwarzer Hut
Kraftvoller und wichtiger Hut, da er hilft Fehler zu minimieren, kann übermäßig belastet werden
Roter Hut
Repräsentiert Gefühle und Emotionen
Gelber Hut
Konzentriert sich auf die Werte und den Nutzen in positiver, optimistischer Weise.
Grüner Hut
Setzt auf Kreativität: Möglichkeiten, Alternativen, Lösungen, neue Ideen
Blauer Hut
Konzentriert sich auf Prozesskontrolle, Timing und, Aktionspläne.
Diese Technik kann sowohl in einer Klassengruppe als auch mit einzelnen Schüler*innen angewendet werden und erleichtert den Übergang zwischen verschiedenen Denkweisen und die Annäherung an ein Thema. Darüber hinaus fördert es eine rationale Bewertung von Ideen und fördert die Konstruktivität von Kommentaren. Außerdem kann der Einsatz der Methode langfristig dazu beitragen, Konflikte in einer Klasse zu vermeiden und die Fähigkeit zum Perspektivwechsel zu fördern.
Fallstudie
Die folgende Fallstudie stammt aus Developing the Cambridge Learner attributes, Cambridge Assessment International Education. Sie zeigt exemplarisch, dass „Lernräume“ hilfreich sein können, um kreatives Denken und kreativen Ausdruck von Schüler*innen zu fördern.
“St. Andrew’s Scots School, Buenos Aires, Argentina – The Learnerspace: a new pedagogy by design”
Makerspaces sind in Schulen auf der ganzen Welt allgegenwärtig geworden. Sie dienen dazu Schüler*innen zu ermutigen, Kreativität und kritisches Denken durch Design anzuwenden. Auch ähnliche Ansätze, traditionelle Umgebungen in Lernräume zu verwandeln können Katalysatoren für die Entwicklung eines pädagogischen Ansatzes hin zu einem lernerzentrierten Modell sein.
Von all den vielen Räumen in der Schule bietet sich die Schulbibliothek an, Anfangspunkt für ein neues Lernparadigma zu werden. In diesem Zusammenhang haben wir uns vorgenommen, eine ebenso tiefgreifende wie mutige Transformation vorzunehmen, die weit über architektonische Veränderungen hinausging.
Der erste Schritt dieser Transformation bestand darin, das Prinzip des kontinuierlichen Lernens zu verwirklichen, das die physischen Grenzen des Klassenzimmers überschreitet. Durch die Dezentralisierung der Bücher aus der Bibliothek und deren Versendung in die Schulflure und Abteilungen haben wir die Botschaft vermittelt, dass das Lernen nicht durch Raum und Zeit eingeschränkt ist. Indem wir den Schüler*innen erlaubten, Bücher ohne Einschränkungen oder Kontrollen in der gesamten Schule frei auszuleihen, haben wir ausdrücklich erklärt, dass Lernen ein transzendentaler Wert ist, der keine Grenzen oder Einschränkungen kennt.
Beim Umzug von einer Bibliothek in den Lernraum war das wichtigste Element der Veränderung, sicherzustellen, dass die Neugestaltung des Raumes dem freudigen Lernen förderlich ist. Es wurden drei verschiedene Räume geschaffen: ein großer, flexibler Arbeitsbereich mit Möbeln, die frei arrangiert werden können, um verschiedenen Konfigurationen gerecht zu werden; ein höhlenartiger Ruheraum; und ein Gemeinschaftsraum mit zwei Projektoren und raumhohen Wänden, auf denen die Schüler*innen schreiben können. Überall im Lernraum luden geschwärzte Wände die Schüler*innen ein, sich mit Kreide auszudrücken.
Die Reaktionen der Schüler*innen übertrafen unsere besten Erwartungen. Da die Bibliothek ein Raum war, in dem die Schüler*innen hauptsächlich Zuflucht vor kaltem Wetter suchten, wurde sie fast sofort zum Schwerpunkt der Schule.
Die Lehrer*innen begannen, ihre Lektionen im Lernraum zu halten, wobei sie oft den Raum mit Kolleg*innen teilten.
Und dann entstand allmählich wahre Freude am Lernprozess. Philosophische Mittagsgespräche, Quizshow-Wettbewerbe, Brettspiele und sogar ein Schachbrett mit einer Uhr für Blitzspiele wurden ebenfalls zu festen Bestandteilen, die davon zeugten, dass Lernen ein angenehmer Prozess sein kann.
Der Lernraum verkörpert eine ganze Reihe erwünschter Lerneffekte: Die Schüler*innen diskutieren ihr Lernen und beteiligen sich auf natürliche Weise an metakognitiven Reflexionen, die durch die kollaborative Umgebung und das buchstäbliche Schreiben an den Wänden begünstigt werden; sie werden weniger Lehrer*innenabhängig; üben ihre Kreativität aus, indem sie sich aktiv im Raum ausdrücken; arbeiten an der Entwicklung kreativer Projekte; nehmen wenn nötig Führungsrollen ein; und schaffen neue außerschulische Projekte.
Die Bedeutung der physischen Lernumgebung wird oft unterschätzt, obwohl diese eine neue Art des Lernens, die im Einklang mit der modernen Informationsgesellschaft steht, wirklich fördern kann. Manchmal werden Schulen von dem Aufwand der erforderlichen Veränderungen abgeschreckt, aber unser Lernraum hat gezeigt, dass einige wenige Änderungen eine wesentliche und inspirierende Wirkung haben können.
Videos
Die folgenden Videos können hilfreich sein, um Ideen für die Förderung eines aufgeschlossenen und kreativen Klassenklimas zu bekommen.
Creative thinking – how to get out of the box and generate ideas: Giovanni Corazza at TEDxRoma
Dauer: 13.38 min
Are You Open Minded? Three Ways to Break Thinking Patterns | Paul Sloane | TEDx University of Brighton
Dauer: 15.26 min
Ein Artikel über Kreativität und Innovation, der mehrere Videos beinhaltet
Interaktive Ressourcen
- iEARN: ist eine Online-Plattform das Schulen verbindet, um bewährte Praktiken, Ressourcen, Lernprojekte und Strategien zur Entwicklung kreativen Denkens auszutauschen. 150 Projekte wurden von Lehrer*innen und Schüler*innen entworfen und werden über iEARN zur Verfügung gestellt. Um teilzunehmen, wählen die Teilnehmer*innen ein Online-Projekt aus und überlegen, wie sie es in ihrer Schule integrieren können. Gleichzeitig können registrierte Lehrer*innen und Schüler*innen Online-Foren nutzen um sich zu treffen und sich mit anderen Klassen auf der ganzen Welt zu verbinden, die am gleichen Projekt arbeiten“. https://iearn.org/about
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Um kreatives Denken zu entwickeln, sind Brainstorming-Sitzungen und Workshops sehr nützlich, um eine geteilte kreative Atmosphäre sowohl unter den Lehrenden als auch unter den Schüler*innen zu fördern. Realtime Board ist ein interessantes kostenloses Tool, mit dem Sie gemeinsam online arbeiten können. Es ist ein Online-Whiteboard-Bereich, der virtuelle Post-it-Notizen, Bilder usw. verwendet. Popplet ist ein weiteres interessantes Werkzeug, mit dem Sie Ihre Ideen, Inspirationen und Gedanken visuell festhalten, Texte, Videos, Bilder hochladen und auf die Leinwand zeichnen können.
- Viele Online-Tools erleichtern das Arbeiten mit Brainstorming und Mind Mapping. Dazu stehen auch Opensource Software Programme zur Verfügung wie Xmind, FreePlane oder FreeMind.
- Eine Materialsammlung zum Thema Aufgeschlossenheit hat MacMillan Education in Form einer Kombination aus Digital- und Druckmaterial mit Ressourcen für Lehrer*innen und Schüler*innen entwickelt. Einige kostenlose Beispieleinheiten von Open Mind sind online verfügbar und bieten interessante Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlicher Unterstützung (Buch, Audio, etc.).
HERAUSFORDERUNGEN UND TIPPS FÜR DIE IMPLEMENTIERUNG IN VERSCHIEDENEN UNTERRICHTSKONTEXTEN
Kreatives Denken und Aufgeschlossenheit sind zwei Ansätze, die helfen, über Barrieren hinauszugehen und Stereotype in verschiedenen Kontexten infrage zu stellen. Beide Ansätze sind hilfreich, um Polarisierung zu vermeiden und so indirekt Radikalisierung entgegenwirken. Darüber hinaus fördern die dargestellten Methoden auch lebenspraktische Kompetenzen, die es den Schüler*innen ermöglichen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Zusammenfassend können die folgenden Tipps Lehrer*innen unterstützen, um Schüler*innen in diesem Kontext zu fördern:
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Leiten Sie die Schüler*innen dazu an, verschiedene Perspektiven in aufgeschlossener und respektvoller Weise zu analysieren.
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Versetzen Sie Schüler*innen in die Lage, Fehlinformationen und Stereotype zu erkennen
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Vermeiden Sie Generalisierung von Informationen über verschiedene Kulturen, Religionen, Länder und Bevölkerungen, sondern regen Sie die Schüler*innen an, Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit unterschiedlichen Sichtwiesen kennenzulernen
- Geben Sie ihren Schüler*innen die Möglichkeit sich direkt mit Menschen aus anderen Ländern zu verbinden (z.B. über iEARN) oder organisieren Sie Treffen bei denen Ihre Schüler*innen die Möglichkeit haben, direkt mit Menschen aus anderen Kulturen oder anderen sozialen Gruppen zu interagieren.
TIPPS ZUR ANWENDUNG DER METHODEN IN VERSCHIEDENEN UNTERRICHTSFÄCHERN
Die Förderung von Kreativität grundsätzlich für alle Fächer relevant. Wie Ken Robinson sagt: „Man kann in allem kreativ sein – in Mathematik, Naturwissenschaften, Ingenieurwesen, Philosophie – genauso wie in der Musik, in der Malerei oder im Tanz.“ Aufgeschlossenheit und kreativer Unterricht können in jedem Fach sinnvoll eingesetzt werden.
Ein guter Tipp, der für alle Fächer nützlich sein kann, ist die Verwendung von „Sokratischen Fragen“. Diese Methode dient als Anregung zum kreativen Denken. Eine gute Frage hat die Kraft, das Denken des*der Schüler*in sichtbar zu machen, und sie ist ein natürlicher Bestandteil der laufenden Feedbackschleife im Unterricht zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen, die dazu beiträgt, den Unterrichtsprozess zu steuern. Lehrende sollten den Einsatz von Fragen sorgfältig planen. Die Forschung hat gezeigt, dass die Art der Formulierung und das Timing von Fragen, maßgeblichen Einfluss auf die Qualität der Antworten hat (Budd Rowe M, 1986). Fragen, die Antworten anregen, bei denen eine komplexe mentale Verarbeitung erforderlich ist, können förderlich für kreatives Denken sein. Auch Was ist, wenn….? – und Warum…?-Fragen sind dazu geeignet, kreatives und kritisches Denken anzuregen, besonders wenn auf sie weitere Fragen folgen, die den Lernenden dazu anregen, Gedanken weiterzuführen.
Andererseits ist es auch wichtig, Lernende aufzufordern, sich ihre eigenen Fragen zu stellen. Die Ermutigung der Lernenden, Fragen zu stellen, kann:
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ihre Neugierde auf das Thema wecken
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die Lernenden dazu anzuregen, über ein Thema nachzudenken.
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das Verständnis des Lernenden für das Material festigen.
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den Lernenden ermöglichen, ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
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ein Ziel oder einen Plan für eigene „Forschungsthemen“ zu finden.
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Lernende inspirieren, die Antwort herausfinden zu wollen
Wie lässt sich Kreativität im Fach Mathematik fördern?
Es gibt stets mehrere Möglichkeiten, ein Problem zu lösen. Für einen kreativen Mathematikunterricht können Lehrer*innen Aufgaben und Lernaktivitäten anbieten, die es den Schüler*innen ermöglichen:
- mehrere Möglichkeiten für die Lösung eines Problems zu finden
- eigene Fragen zu stellen
- Beziehungen, Muster und Verbindungen zu entdecken, die für sie neu sind
- Vermutungen anzustellen darüber, wie sich Ergebnisse verändern, wenn Änderungen der Aufgabe vorgenommen werden
- Fehler als selbstverständlichen Teil des Lernens zu begreifen.
Abbildung 2: Entwicklung der Cambridge-Lernattribute, Cambridge Assessment International Education, Seite 74
Wie lässt sich Kreativität in Fremdsprachen fördern?
- Durch Kontakte über Schulpartnerschaften erhalten die Schüler*innen die Möglichkeit die Fremdsprache im direkten Kontakt mit Muttersprachler*innen zu üben und diese näher kennenzulernen
- Im Rahmen von Austauschen können bestimmten Themen aufgegriffen werden (kulturelle Traditionen, kulturspezische Ernährungsgewohnheiten usw.) Der nachfolgende Link zur Erasmus+ Webseite bietet vertiefende Informationen hierzu:
https://ec.europa.eu/programmes/erasmus-plus/node_en
LITERATUR UND INTERNETQUELLEN
Ken Robinson, TED talk, How schools kill creativity.
Kampylis, Berki. (2014). Nurturing creative thinking. International Academy of Education, Volume 25.
Guilford J.P (1950). Creativity. American Psychologist, Volume 5, Issue 9, 444-454.
Oxford English Dictionary: lateral thinking, Oxford University Press. Retrieved 19 December 2019.
Oxford English Dictionary: open-mindedness, Oxford University Press. Retrieved 19 December 2019.
Lin, Y. (2011) Fostering creativity through education – a conceptual framework of creative pedagogy. Creative Education 2 (3) 149–155.
Lin, Y. (2019) Teaching English Writing to Develop Creative Thinking Skills For High School Students.
http://www.co-operation.org/what-is-cooperative-learning
Stankodic, Basic, Papic, Aleksic (2011). The Education of using mind maps in teaching.
The Six Thinking Hats, by Edward de Bono. https://www.debono.com/
Developing the Cambridge Learner Attributes guide,Cambridge Assessment International Education. 53-74
Budd Rowe, M. (1986). Slowing down may be a way of speeding up! Journal of Teacher Education, 37, p. 43.
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