
Lernaktivität 6: Euro-rail a la carte
Dies ist eine Übung zum Thema Vorurteile. Sie thematisiert die Grenzbereiche von Toleranz sowie Vorurteile gegenüber verschiedenen Minderheiten. Die Übung zielt darauf ab, Stereotype und Vorurteile der Schüler*innen gegenüber anderen sozialen Gruppen und Assoziationen, die der Text hervorruft, zu hinterfragen. Die Schüler*innen können hier ihre eigene Wahrnehmung reflektieren lernen.
Die Lehrkraft teilt jedem*jeder Schüler*in ein Arbeitsblatt mit dem vorgegebenen Szenario aus und erläutert die Aufgabenstellung. Jede*r Schüler*in wird gebeten, individuell die drei Personen aus einer Liste auszuwählen, mit denen er*sie am liebsten reisen möchte und die drei, mit denen sie am wenigsten reisen möchte. Sobald jede*r seine*ihre individuellen Entscheidungen getroffen hat, bitten Sie die Schüler*innen, sich in Gruppen von vier bis fünf Personen zusammenzufinden und folgende Gesichtspunkte zu erörtern:
- besprecht eure individuellen Entscheidungen und die Gründe dafür
- vergleicht eure Entscheidungen und Gründe und überprüft, wo es Gemeinsamkeiten gibt
- entwickelt eine gemeinsame Liste (drei gewünschte und drei unerwünschte Mitfahrer)
Bitten Sie jede Gruppe im Plenum, ihre Schlussfolgerungen einschließlich der Gründe für ihre gemeinsamen Entscheidungen darzulegen. Die Gruppen werden gebeten auch zu sagen, in welchen Fällen es innerhalb der Gruppe die meisten Meinungsverschiedenheiten gab.
Nachbesprechung und Auswertung:
Im Anschluss an die Berichte der Gruppe erfolgen eine Nachbesprechung und eine Diskussion. Nachdem die Gruppen ihre Entscheidungen und Begründungen vorgetragen haben, können fortfahren, indem Sie Fragen stellen wie z.B.:
- Wie realistisch ist die dargestellte Situation?
- Hat jemand in der Gruppe eine ähnliche Situation im wirklichen Leben erlebt?
- Was waren die wichtigsten Faktoren, die eure individuellen Entscheidungen bestimmt haben?
Sie können mit den Schüler*innen daran arbeiten, dass nur sehr wenige Informationen über die Personen präsentiert wurden. Grundsätzlich neigen die meisten Menschen dazu, Informationen über die Reisenden hinzuzufügen, die auf den Stereotypen basieren, die sie bei ihrer Entscheidung im Hinterkopf haben. Häufig werden aufgrund der knappen Informationen über die Personen nicht nur sachliche Gründe für oder gegen die Entscheidung angegeben, sondern es werden Schlüsse gezogen über die Personen, die gar nicht in den Informationen enthalten waren. Anhand der Übung kann insofern die Wirkung von Vorurteilen sehr gut verdeutlicht werden.
Bei der Auswertung kann darauf hingewiesen werden, dass kein Mensch sich dem Einfluss von Vorurteilen entziehen kann. In der menschlichen Wahrnehmung sind Vorurteile ein Mechanismus, der es erlaubt die Komplexität verschiedenster Eindrücke zu reduzieren. Somit sind Vorurteile nicht nur schädlich, sondern auch nützlich. Vorurteile werden im Laufe menschlicher Sozialisation erlernt und sind nur schwer zu beeinflussen oder auszumerzen. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger sich bewusst zu werden, dass jede*r Vorurteile hat. Vorurteile dienen dazu, Informationen zu vervollständigen die wir gar nicht besitzen. So schließen wir oft unbewusst von wenig Informationen auf bestimmte Eigenschaften von Personen. Im kulturellen Kontext passiert es z.B. leicht, dass wir von einer Information über die Nationalität einer Person (z.B. Spanier) auf bestimmte Eigenschaften schließen (z.B. temperamentvoll). Hier ist der Übergang vom Stereotyp zum Vorurteil fließend.
Diese Lernaktivität stammt aus: Council of Europe (2016): Education pack All different All equal. https://rm.coe.int/1680700aac