Lernaktivität 3: Brückenbauen in Veram – ein Spiel zum Umgang mit kulturellen Unterschieden
In dieser Übung wird eine Situation simuliert, in der zwei Kulturen aufeinandertreffen und in der es notwendig ist, interkulturelle Sensibilität zu entwickeln, um erfolgreich zusammenzuarbeiten. Es werden typische Unsicherheitsgefühle erlebt. Im Schonraum des Spiels dürfen Fehler gemacht werden (dies sollte explizit vorher geklärt werden) und verschiedene Bewältigungsstrategien ausprobiert werden. Die anschließende Reflexion mit Hilfe der Beobachtergruppe ermöglicht es, erfolgreiche und weniger erfolgreiche Kommunikationsstrategien im Umgang mit unterschiedlichen Kulturen zu erarbeiten.
Vorbereitungsphase:
Die Gruppe wird zu gleichen Teilen in drei Gruppen aufgeteilt
- Eine Gruppe von Ingenieuren/Experten im Brückenbau aus Ihrem Heimatland.
- Eine Gruppe von Mitgliedern des Volkes von Veram
- Eine Gruppe von Beobachtern
Die Gruppen bereiten sich getrennt voneinander mit Hilfe ihrer Rollenanweisungen (Rollenanweisungen für Ingenieure und Rollenanweisungen für Veramiten) vor. Ziel ist es, dass die Mitglieder der veramitischen Kultur eine bestimmte Brückenbautechnik von den Experten lernen. Beide Gruppen sprechen die gleiche Sprache, aber die Mitglieder der Veram-Kultur haben unterschiedliche Kommunikationsgewohnheiten (erklärt in der Rollenanweisung), die den Experten nicht bekannt sind. Die Gruppe des Volkes von Veram muss in dieser Phase ihre Kommunikationsgewohnheiten studieren und erlernen. Die Expertengruppe muss die in den Rollenanweisungen beschriebene Brückenbautechnik während der Vorbereitungsphase einüben.
Spielphase:
Die Gruppen haben 30 Minuten Zeit, um den Menschen in Veram die Technik des Brückenbaus zu vermitteln. Nach 30 Minuten wird das Spiel gestoppt, auch wenn das Ziel nicht erreicht wurde. Wenn das Ziel früher erreicht wird, können Sie früher aufhören.
Hinweis für die Lehrkraft:
Um das gemeinsame Ziel (die Brücke zu bauen) erfolgreich zu erreichen, müssen beide Seiten Anpassungen vornehmen. Die kulturellen „Codes“ müssen zuerst verstanden werden, bevor eine Kommunikation überhaupt möglich ist. Helfen Sie nicht, dies herauszufinden, sondern lassen Sie den Kulturkonflikt passieren!
Nachbesprechungsphase:
Jede Gruppe wird gebeten, die im Spiel erlebten Gefühle aus ihrer jeweiligen Perspektive zu beschreiben. Die Beobachtergruppe kann Feedback aus einer externen Perspektive geben. Die Lehrkraft arbeitet mit der Gruppe zusammen, um die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Spiel herauszuarbeiten, wie z.B.:
- Gerade im interkulturellen Kontext ist es wichtig, sich nicht nur auf die reine sachliche Ebene (Aufgabenorientierung) zu konzentrieren, sondern auch über das „Wie“ der Kommunikation nachzudenken.
- Damit die Kommunikation im interkulturellen Kontext erfolgreich ist, ist eine Anpassung in Form einer gegenseitigen „Verhandlung“ der Kommunikationsregeln notwendig.
- weniger erfolgreich ist eine Strategie, bei der beide Gruppen auf ihren eigenen Gewohnheiten bestehen, was sogar zur Auflösung der Interaktion führen kann (ethnozentrischer Ansatz).
- wenn die Kommunikation im interkulturellen Kontext nicht gelingt, führt dies oft zur Abwertung der anderen Gruppe (z.B. „sie sind unhöflich / begrenzt“). Die Übung hilft, über den eigenen Umgang mit kulturellen Unterschieden nachzudenken.
- es kann hervorgehoben werden, dass interkulturelle Konflikte meist aus der Art und Weise entstehen, wie wir „den anderen“ interpretieren (Interpretation als bösartig motiviert? oder einfach nur anders, aber ohne böswillig/ unhöflich/ignorant etc. zu sein?) als aus den Unterschieden selbst.
Das Spiel basiert auf der Veröffentlichung von Kriz & Nöbauer (2002) „Teamkompetenz – Konzepte Trainingsmethoden, Praxis“.