Übung 3: Rassismuskritik und Kultursensivität im Unterricht
Der Übung ist ein Zitat vorangestellt aus dem Gedicht “For the white person who wants to know how to be my friend”:
“Erstens: vergiss nie, dass ich schwarz bin. Zweitens: vergiss, dass ich schwarz bin.”
Aus: Movement in Black 1978 von Pat Parker.
Aufgabe:
Was sagt dieses Zitat über Kultursensibilität aus? Erläutern Sie die Botschaft der Gedichtzeilen. Wie hängt diese Botschaft mit ihren Schüler*innen zusammen?
Nachdem Sie diese Aufgabe erledigt haben, lesen Sie bitte den (gekürzten) Textauszug aus:
Michael Oueslati (2018) “Standhalten: Umriss einer rassismuskritischen Didaktik”
Volltextversion unter:
Welche Haltung sollten Lehrkräfte einnehmen?
Das diesem Artikel vorangestellte Zitat von Pat Parker spiegelt für mich eine zentrale Haltung wider, die alle am Unterricht Beteiligten im Umgang mit Rassismus und Migration lernen und einnehmen sollten. Es zeigt eine Widersprüchlichkeit, in der nicht nur Lehrkräfte sich bewegen, so dass wir uns immer wieder selbst befragen sollten, in welcher (Unterrichts)situation, Rassismus und Migration eine Rolle spielen sollte und in welcher nicht. Hier gibt es keinen Ausweg, außer fehlerfreundlich und dennoch ernsthaft diese Ambivalenz anzunehmen.
Einerseits spielt es innerhalb einer Schulklasse und bei Unterrichtsthemen nämlich eine große Rolle, ob jemand selbst oder in seinem Umfeld Migrations- und Rassismuserfahrungen gemacht hat oder zugeschrieben bekommt. Gerade Lehrkräfte ohne Migrationsgeschichte – aber nicht nur diese – müssen ihre Privilegien reflektieren, wie z.B. die deutsche Passzugehörigkeit und der damit verbundene Aufenthaltstitel, Aussehen, Zugang zu Wohnungs- und Arbeitsmarkt, usw., um ihr Milieu, ihren Habitus und ihre Lebenswelt mit all den Implikationen nicht unbewusst zum Maßstab des Unterrichts oder sogar der Bewertung zu machen. Sehr zu empfehlen ist für uns Lehrkräfte ein sogenanntes Anti-Bias-Training, um sich für die Bedeutung und Folgen obiger Merkmale und Vorurteile jeglicher Art zu sensibilisieren.
Andererseits gibt es viele Situationen in, denen es keine Rolle spielt, wo sich Schüler*innen selbst verorten oder verortet werden. Mirza, der friedlich mit Dominik und Cihat Fußballkarten tauscht – Merve, die Celina die News vom letzten Date erzählt, um anschließend schnell die Hausaufgaben von Piotr abzuschreiben, oder Sara, deren Schwester ein Kopftuch trägt, während sie selbst es auf der Mädchentoilette noch schaffen könnte, den Managern der Haarsprayindustrie zu weiteren Super-Boni zu verhelfen. Problemlose Kontakte, bei denen wir Lehrkräfte schlichtweg nicht gebraucht werden, sondern von denen wir auch lernen können, wie die Jungen gemeinsam abchillen. Als Lehrkräfte müssen wir also auch lernen, die vielen Selbstverständlichkeiten und gelingenden Momente der Einwanderungsgesellschaften an unserer eigenen Schule wahrzunehmen.
Zwischen Fatalismus und naiver Hoffnungsmache
Aus meiner Tätigkeit als Lehrer*innenaus- und fortbilder können folgende zwei, bewusst mit einem Augenzwinkern übersteigerte, „Lehrer*innentypen“ unterschieden werden. Jede Lehrkraft tendiert in die eine oder andere Richtung. Jeder Idealtypus hat aber seine Vor- und Nachteile und seine Fallstricke.[20] Wo erkennen auch Sie sich an der einen oder anderen Stelle selbstironisch wieder?
Die problemorientierte Lehrkraft
„Ich gehe heute geknickt raus!“, sagen Schüler*innen manchmal nach einem fatalistischen Unterricht, „So viele Probleme auf der Welt!“. Die problemorientierte und fachlich oft sehr versierte Lehrkraft überspannt in ihrem Engagement, „endlich mal die wirklichen Knackpunkte unserer Gesellschaft anzusprechen“, wie Rassismus, (Post)Kolonialismus, Nationalismus und andere lokale Probleme, den Bogen. Kritisiert und problematisiert wird alles – meist nicht zu Unrecht: Die fast eine Million Händchen haltenden Leute mit ihren Lichterketten 1993 hätten den Migranten auch nicht wirklich geholfen… Die kurze Hilfewelle der Bürger im sogenannten Sommer der Migration 2015 wäre doch nur für ein einmaliges Fotoposting in sozialen Netzwerken gewesen und und und. Die Übel der Welt müssten eben strukturell an der Wurzel gepackt werden, sonst bringe das alles wenig.
Stets alles niedergemacht, bleiben so nicht nur kritikfähige, problembewusste, empörte, interessierte und nun streichen engagierte Schüler*innen gegen Ungerechtigkeiten aller Art zurück, sondern auch die ein oder andere entmutigte Schüler*innenschaft, als hätte sie schulstundenlang TV-Schreckensnachrichten gucken müssen. Einige Schüler*innen vermuten dann vor lauter Hiobsbotschaften wie durch eine Rassismusbrille auch da Rassismus, wo keiner ist und werden gelähmt statt gestärkt. Andere verdrängen, verleugnen und wehren ab bei all der Überforderung durch die vielen heftigen Probleme. Die von der Lehrkraft gut gemeinte anvisierte Politisierung der Schüler*innen schlägt um in eine deprimierende oder sogar entpolitisierende Weltsicht, in der es nur noch Verlierer und Opfer gibt.[21]
Dafür kann die Lehrkraft allein jedoch nichts. Selbst wenn Lehrkräfte erfolgreiche Kämpfe und Vorbilder gegen Rassismus und Ausbeutung zeigen, war der Weg dorthin meist kein leichter oder kostete sogar viele persönliche und menschliche Opfer. Selbst der „kleine“ Kampf im Alltag gegen z.B. rassistische Diskriminierung bei Vorstellungsgesprächen oder steigende Mietpreise ist für die Mehrheit eben kaum zu gewinnen, wenn sich strukturell nichts ändert. Und auch ein projektorientierter Unterricht kann in Form einer Unterschriftenpetition von der Bürgermeisterin missachtet werden. Ein solcher intervenierender Unterricht kann Resignation sogar noch verstärken. Aus der Nachhaltigkeits- und Wirkungsforschung wissen wir jedoch, dass sich ohne Sinn, Spaß und soziale Kontakte kaum jemand politisch aktivieren lässt – schon gar nicht von Lehrkräften, die nicht mal (mehr) selbst in einem begrenzten Rahmen ein Engagement aufbringen wollen.[22] Sich z.B. motiviert für ein Bleiberecht von Schüler*innen einzusetzen, kann jedoch auch, wie es an unserer Nelson-Mandela-Schule geschehen ist, die Solidaritätsfähigkeit immens stärken.[23]
Fragen für eine ausgleichende Unterrichtsvorbereitung:
Wo drücke ich Schüler*innen in ohnmächtige Opferrollen? Wo gelingt das vielfältige Zusammenleben heute und damals? Woran liegt das? Was gab es Positives zu vermelden letzte Woche? Welche (historischen) Errungenschaften sind zu würdigen? Wo verkenne ich individuelle Handlungsspielräume? Wie kann ich in Familien „vererbte“ Selbstzweifel mancher Schüler*innen nicht noch bestärken, sondern empathisch zu kompensieren versuchen? Gibt es hoffnungsmachende mittel- und langfristige Lösungen? Haben wir auch Spaß? Sporne ich positiv zu selffulfilling prophecy an?[24] Kann ich es mir als oft gut situierte Lehrkraft nicht eher leisten, das Elend und die Dauerkrisen der Welt bequem an mich „ranzulassen“?
Praxisexkurs: „Meine Eltern haben’s nicht geschafft – warum ich?“
Wie können Lehrkräfte empowern?
Diesen Satz sagte eine niedergeschlagene Schülerin oft zu mir, obwohl sie eine der Besten in der Klasse war. Ihre Verwandtschaft hatte den Glauben an ein besseres Leben ihrer Meinung nach inzwischen aufgegeben. Diese Botschaft gab die Verwandtschaft regelmäßig an ihre Kinder weiter.
So saß sie also auf unserem Klassenzimmersofa und suchte jemanden, der nicht nur berufsroutiniert einfach sagt, dass er an sie glaubt, sondern es auch meinte. Sie war nicht die Einzige oder der Einzige auf diesem Sofa – mit und ohne Migrationsgeschichte.
Diese Schüler*innen suchen empathische Lehrkräfte, die sich trauen, etwas aus ihrem Leben zu erzählen und wie sie Situationen mutig, aber nicht immer geradlinig meisterten und nochmals aufstehen mussten. Es müssen und sollen vielleicht keine Geschichten von Einzelfällen sein vom (migrantischen) Tellerwäscher zum Millionär. Diese Geschichten verdecken eher, dass Schule nicht darauf ausgelegt ist, dass alle Abitur machen – doch können sie in der Tat anspornend sein als selffullling prophecy. Es geht also darum, realistische Lebenserfahrungen zu teilen, die einen über sich hinauswachsen lassen. Auch Folgendes können Sie tun, um Schüler*innen zu empowern:
- Lokalprominente Gäste aus Wirtschaft und Politik ins Klassenzimmer oder in die Schulaula einladen
- (Ehemalige) Schüler*innen als Gäste einladen, die Herausragendes geleistet haben, wie z.B. von einer Hauptschulempfehlung zum Fachabitur
- Sozial aufgestiegene Eltern und Geschwister aus ehemals unterprivilegierten Milieus einladen
- Eine_n motivierende_n prominente_n Schirmherr_in für die Schule gewinnen
- Schulnamen auch zum Unterrichtsprogramm erheben –B. Nelson-Mandela-Schule
- Vor Klassenarbeiten die Klasse selbstbewusst anspornen durch positive Parolen
- Anti-Black-Out-Training (z.B. Hand auf Schulter legen während Klassenarbeiten, etc.)
- Motto in der Klasse anbringen und umsetzen: Jede_r ist ein Expert_in – Jede_r kann hier was!
- Feedback am Freitag-Schild aufhängen: „Was hast du diese Woche geschafft?“
Die ressourcenorientierte Lehrkraft
Für alles scheint es noch eine Lösung zu geben – meist eine individualistische. Rassismus und andere sogenannte Herausforderungen werden im Unterricht thematisiert, doch gibt es erbaulich gleich hinterher, dass zum Beispiel Chancen für Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte für den Aufstieg geboten werden. So werden dann Persönlichkeiten herangezogen, wie sie Politiker, Ärzte oder ähnliches wurden. Natürlich sei dies nicht für alle so möglich, doch mit Anstrengung könne jede_r seinen_ihren Platz finden. Wenn wir zusammenhalten, schaffen wir‘s zu einer One-World – nach vorne blicken statt zurück.
Das schlimme Ausmaß und die Folgen, wie z.B. des Rassismus in den USA in den sechziger Jahren bis heute, und die potentiell damit einhergehenden großen Gefühle und Fragen für Schüler*innen werden konstruktiv zugekleistert, statt sie zu verstehen. So bleibt eben auch der Alltagsrassismus in Deutschland und was es mit und ohne Migrationsgeschichte bedeutet, unterprivilegiert aufzuwachsen, der Lehrkraft wie ein störender Punkt in der lösungsorientierten Didaktik seltsam fern und oberflächlich – und somit auch den Schüler*innen.
Zurück bleiben bei so einem Unterricht nicht nur zielstrebigere Schüler*innen, die auch unter widrigsten Umständen resilient ihren Weg mit (zu Recht dringend benötigter) Hoffnung gehen, sondern auch viele Schüler*innen, denen das Durchdringen gesellschaftlicher Hinderungsmechanismen verborgen bleibt. Im guten Glauben, es allein schaffen zu können und zu müssen, laufen sie los, obwohl selbst PISA belegt, dass ein Großteil der Schüler*innenschaft außen vor bleibt. Leider haben sie im Unterricht nie wirklich gehört, warum sie später trotz aller Anpassung, Entbehrung und Bemühung nun plötzlich auf der Verliererseite stehen.
Dafür kann die Lehrkraft allein jedoch nichts. Zu Recht scheinen die individuellen Handlungsmöglichkeiten mangels durchsetzungsfähiger sozialer Bewegungen erstmal vielversprechender. Die Schuld an der eigenen Situation allein auf strukturelle Hindernisse zu schieben, ist den Schüler*innen schließlich auch keine Hilfe.
Fragen für eine ausgleichende Unterrichtsvorbereitung:
Wo verharmlose ich Realitäten? Was bedeutet Rassismus für die Betroffenen wirklich? Wie hängt das mit der strukturellen Verfasstheit unserer Gesellschaft zusammen? Kann ich Fortbildungen besuchen, um ggf. fehlendes Wissen über komplexe Gesellschaftszusammenhänge zu erwerben? Wo bürde ich dem_r Einzelnen zu viel auf und wecke falsche Hoffnungen? Wo betrachte ich die Welt aus meiner meist recht gut situierten „Lehrer*innenwelt“ und verharmlose damit (Rassismus)erfahrungen von Schüler*innen?
Welche pädagogischen Ansätze gibt es?
Seit der viel beachteten Meta-Studie des Bildungsforschers John Hattie zur Wirkung von Unterricht wird verstärkt über Wirkungspotentiale von Unterricht und pädagogischer Ansätze diskutiert.[25] Zu Recht wird an der Studie u.a. kritisiert, dass Verstehen gesellschaftswissenschaftlicher Zusammenhänge anders funktioniert als z.B. naturwissenschaftliches Verstehen und Ersteres schwerer oder gar nicht in seiner Wirkung zu messen ist.
Bei einer solchen Kritik stehen zu bleiben wäre jedoch falsch. Rassismus, ökonomische Ungleichheit und Geschlechterdiskriminierung sind zu ernsthafte globale Probleme, deren erfolgreiche Behandlung im Unterricht nicht der einzelnen Lehrkraft überlassen werden kann. Es gibt aber schlichtweg keine breit angelegte empirische Wirkungsforschung zu emanzipatorischen Ansätzen in der Pädagogik und zu rassismuskritischem Unterricht.[26] Wir wissen immer noch nicht genau, mit welchen Ansätzen und Methoden wir in der Schule den oben genannten Problemen entgegentreten können.
Reflektierte Praxiserfahrungen haben jedoch einen langjährigen und richtungsweisenden Fundus an Literatur und Materialien hervorgebracht, der vielleicht in drei Ansätze unterteilt werden kann:
- Wissenserwerb
- Sensibilisierung
- Dekonstruktion
Unklar ist, ob es alle drei Ansätze braucht und in welcher Reihenfolge diese mit einer Schulklasse angegangen werden sollten. In den vorliegenden Materialien kommen deshalb alle Ansätze zur Anwendung.[27] Teilweise überschneiden sie sich auch.
Doch um was geht es bei den Ansätzen? So kann kurz zusammengefasst werden, dass der erste auch als klassischer Aufklärungsansatz bezeichnet werden kann. Über kognitiven Wissenserwerb erarbeiten Schüler*innen neues differenziertes Wissen (z.B. über Nationen, Kulturen, Ethnien und Religionen) in der Hoffnung, dass Stereotypen kritisch hinterfragt oder argumentativ widerlegt werden.[28]
Doch hat sich in der Praxis gezeigt, dass dieser Ansatz nicht ausreicht, weswegen es zusätzlich der Bewusstmachung und Reflektion über erfahrungs- und emotionsgeleitete Sensibilisierung braucht (Rollenspiele zu Zivilcourage,[29] biografisches Lernen,[30] Gästeeinladungen, Gruppenarbeit, Aufgaben zu Perspektiv-, Empathie- und Solidaritätsfähigkeit oder Herbeiführung eines Klassenklimas, in dem ein gleichwertiger Umgang zwischen Deutschen mit und ohne Migrationsgeschichte vorherrscht). Der dritte etwas jüngere Dekonstruktionsansatz hat sich etabliert, enthält aber offene Fragen.[31] Noch offen ist, ob eine Rekonstruktion ebenfalls dazugehören soll, indem Schüler*innen Stereotype aktiv verändern und dadurch neu zusammensetzen, z.B. indem sie rassistische Karikaturen mit einer Schere nicht nur dekonstruktiv zerschneiden, sondern kreativ anders und neu als Collage aufkleben.[32] Der gesellschaftliche Konstruktionscharakter von Stereotypen soll so den Schüler*innen verdeutlicht werden, da die Schüler*innen dann selbst mit- konstruieren.[33] Die Hoffnung ist, dass Stereotype so vielleicht nicht nur als unumstößliche machtvolle Realität erscheinen, sondern als Bilder, die jede_r oder eine Gesellschaft verändern kann.
Trotz des meines Erachtens vielversprechenden Dekonstruktionsansatzes bleibt jedoch offen, ob eine (zu starke) dekonstruktive Verunsicherung und Irritation Rassismus nicht sogar verhärten kann. Dies trifft vor allem auf Schüler*innen in der Pubertät zu und auch auf Schüler*innen aus Familien, in denen Identitäts- und Persönlichkeitsfragen so gut wie gar nicht verhandelt werden. Diese könnten sich dann eher verschließen statt öffnen. Es besteht dann sogar die Gefahr, dass solche Schüler*innen komplexe und überfordernde individuelle und gesellschaftliche Verhältnisse angeblich eindeutig und widerspruchsfrei auflösen möchten, indem sie erst recht Rassismus als ordnungsversprechendes Muster aufgreifen.
Rassismus kann dann bei solchen Schüler*innen ein Werte- und Sinnvakuum ausfüllen, indem sie den ihnen zur Verfügung stehenden individuellen oder gesellschaftlich gestützten Spielraum nutzen, rassistisch handeln zu können. Und auch bei ökonomischer Deprivilegierung, wie z.B. mangelnden Ausbildungsperspektiven oder prekären verunsichernde Verhältnissen, kann Rassismus die Funktion erfüllen, sich darüber selbst aufzuwerten.[34] Zu guter Letzt kann die stabilisierende Funktion von Rassismus auch durch vermeintlich simple psychologischen Faktoren, wie z.B. eine Scheidung der Eltern, ausgelöst werden. Und manchmal lösen viele unterschiedliche Faktoren eine Mehrfachkrise aus. Ob bei solchen Schüler*innen nun dekonstruktive Verunsicherung und somit noch mehr Irritation hilfreich ist, ist fragwürdig.[35] Zumindest müssen Lehrkräfte reflektieren, wann eine Irritation produktiv ist und ab wann Dekonstruktion eher destruktiv auf Schüler*innen wirken könnte.
Dem könnte jedoch zu Recht entgegengehalten werden, dass bei Schüler*innen mit handfesten menschenrechtsfeindlichen Einstellungen eine unterrichtliche Beschäftigung mit Rassismus fragwürdig ist – egal mit welchen Ansätzen dies dann geschieht. Fest steht, dass hier schlichtweg mehr praxisorientierte Forschung von Nöten ist, um nicht nur Bauchempirie zu betreiben. Meine schulischen Erfahrungen zumindest legen nahe, dass der persönliche Umgang mit Uneindeutigkeiten erst erlernt werden muss und es sicherer vertrauensvoller emotionaler Beziehungen bedarf, die durch die Lehrer*innenpersönlichkeit erst hergestellt werden muss.[36]
Wie gehe ich mit rassistischen und menschenrechtsfeindlichen Äußerungen um?
Diese Frage ist hier nicht ausreichend zu beantworten, weswegen ich auf meine Lehrer*innenfortbildungen zu Rechtsradikalität und Islamismus verweise, bei denen ich diverse pädagogische Ansätze für die Schulpraxis nutzbar mache.[37] Einige Praxiserfahrungen (u.a. im Umgang mit Fanatismus, religiös geprägter Radikalisierung und mit zu Antisemitismus tendierenden Schüler*innen) möchte ich dennoch weitergeben.[38]
Rassismuskritischer Unterricht ist gerade auch für die Schüler*innen wichtig, die in ihrer Lebenswelt kaum Raum haben, ihre Gedanken reflektiert auszutauschen oder hier rassistische Einstellungen hören, bzw. erstmal annehmen. Rassismuskritischer Unterricht könnte insofern auch äußerlich daran scheitern, weil ein paar Schüler*innen von ihren rassistischen Äußerungen bis zum Ende der Unterrichtseinheit nicht abweichen – manchmal auch nur, weil sie ihr Gesicht vor der Klasse nicht verlieren wollen. Dies ist für uns Lehrkräfte meist schwer ertragbar und fordert unsere professionelle Gelassenheit heraus.
Lernatmosphäre statt Moralismus
Der Kardinalfehler ist, in solchen Situation Konflikte angsterfüllt und moralisch zu deckeln, doch das ist sicher leichter gesagt als getan. Eine solche Reaktion auf (un)reflektierte Haltungen von Schüler*innen in Form einer (meines Erachtens manchmal auch falsch verstandenen) politischen Korrektheit führt zumindest nicht zum Abbau von Rassismus, sondern Rassismus wird so schlichtweg nicht mehr thematisiert. Wer nämlich vermutet, etwas Falsches zu sagen, wird dies verstecken, aber dadurch nicht unbedingt reflektieren. Die pädagogische Gelegenheit, dass Schüler*innen bei geäußertem Rassismus auf Widerspruch von Mitschüler*innen oder Lehrkräften stoßen, ist verpasst. Die Chance, auf eine Einstellungsveränderung hinzuwirken, ebenfalls. Im Unterricht wird so Rassismus gedeckelt, statt Räume der Bearbeitung zu ermöglichen. Überspitzt gesagt könnte bei diesem Ansatz von Schampädagogik gesprochen werden.[39] Eine solche geartete Pädagogik wird von dem Migrationspädagogen Paul Mecheril auch als „moralischer Antirassismus“ kritisiert. Laut Rudolf Leiprecht muss stattdessen eine untersuchendreflexive Haltung eingenommen werden, bei der eine vertrauensvolle Atmosphäre lernförderlicher ist.[40] Bestenfalls trauen sich sonst nur mutige Schüler*innen am Ende einer Unterrichtseinheit ihre Meinung zu sagen. Schlimmstenfalls schreiben sie bei der nächsten Klassenarbeit in eingeübten Toleranzattitüden die vermutete Meinung der Lehrkraft hin und wir glauben, wir hätten erfolgreichen rassismuskritischen Unterricht abgehalten.
Rassismuskritische Arbeit fängt jetzt also vielleicht erst an, da wir sogar dazu ermutigten sollten, eine Meinung in einem von uns gesetzten demokratischen Rahmen mit Redner_innenliste möglichst sachlich, doch nicht beleidigend zu äußern. Manchmal vergessen wir Lehrkräfte nämlich, dass wir nicht dazu da sind, um zu den schon Überzeugten zu predigen. Rassismuskritik darf nicht nur im Präventiven stehen bleiben, sondern muss dort zu wirken versuchen, wo sowohl plumper als auch versteckter Rassismus von Schüler*innen geäußert wird.
Schutzräume bieten
Dennoch sieht Mecheril auch die Notwendigkeit, Schutzräume zu bieten, in denen Rassismus zumindest zurückgedrängt ist. Meines Erachtens hat zu Recht ein Dialog im Unterricht dort seine Grenzen, wenn eine Lehrkraft erkennt, dass auf längere Sicht ein_e Schüler*in keine Offenheit und Bereitschaft zeigt, sich auf andere einzulassen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre unter der Verant- wortung von vor allem Lehrkräften ohne Migrationsgeschichte ist somit dafür da, Rassismus kontrolliert und bewusst zu Tage zu fördern, aber auch Betroffene mit Rassismuserfahrungen bei Bedarf solidarisch auf gleicher Augenhöhe statt paternalistisch zu schützen und Raum nehmen zu lassen zur Erwiderung. Das ist sicherlich kein leichtes Unterfangen und wird nicht immer für alle Beteiligten ohne emotionale Schärfe verlaufen, doch gibt es meines Erachtens derzeit keine tragfähige Alternative, wie wir auch aus rassismuskritischen und Anti-Bias-Trainings mit Erwachsenen wissen.[41] Zusammenfassend kann laut Mecheril „von Lehrer*innen und Lehrer*innen nicht erwartet werden, dass sie immer ‚richtig‘ handeln, aber wir können eine Kultur schaffen, in denen die Lehrer und Lehrer*innen systematisch aus dem, was sie tun und nicht tun, lernen.“[42]
Beziehung aufbauen… und halten
Einüben sollten wir Lehrkräfte auch, dass wir manche Schüler*innen nicht nur als handfeste_n Rassist_in betrachten, sondern auch deren bedürftige Seiten wahrnehmen. Dies gelingt, indem wir uns authentisch für sie interessieren und ihnen bei ihren Problemlagen helfen. Dies lässt den jeweilig von ihnen ausgemachten Sündenbock oft in den Hintergrund treten, statt dass wir nur mit ihnen diskutieren. Durch mein Vorbildverhalten, dass ich solchen Schüler*innen menschlich und kompetent zur Seite stehe, kann eine Hasshaltung auf vermeintlich Schwächere oder Minderwertige unterschwellig in Frage gestellt werden, was sie von einer Lehrkraft nicht erwarten, die ja sonst fast nie ihrer Meinung ist.[43] Die pädagogische Beziehung darf also nicht von Seiten der Lehrkräfte abgebrochen werden. Auch, um jemanden damit erst recht nicht noch mehr einem fanatischen Freundeskreis oder einer Organisation zu überlassen. Im Zusammenspiel, dass Letztere solchen Schüler*innen oft auch keine tragfähige Hilfe anbieten können oder sogar der ein oder andere Kamerad eine Gefängniskarriere beginnt, wird die Chance größer, dass auch der_die Schüler*in den Dialog nicht abbricht oder zeitweise zu erreichen ist.[44]
Ich habe manchmal erlebt, dass Schüler*innen von ihrer fanatischen Erstmeinung abweichen und dieser Prozess durch eine nicht deckelnde Haltung der Lehrkraft lediglich 20 Minuten gedauert hat. Manchmal dauert es zwei Jahre… und manchmal findet ein Umdenken gar nicht statt. Aus den bisherigen wissenschaftsgestützten Erfahrungen über Rechtsradikale wissen wir jedoch, dass sich sogar nach vielen Jahren Aussteiger_innen an eine widersprechende, aber ruhige und menschlich zugewandte Lehrkraft erinnern.[45] Eine_n solche_n Schüler*in zu verstehen, heißt also nicht, Denkweisen oder sogar Taten zu rechtfertigen.
Diese bisher genannten kurzen Tipps beziehen sich jedoch nicht auf KaderInnen und/oder organisierte AktivistInnen von menschenrechtsfeindlichen Gruppierungen, sondern gelten lediglich für Mitläufer_innen und Sympathisant_ innen.[46] Führungskräfte sind nämlich nicht allein oder gar nicht durch Pädagogik erreichbar. Holen Sie sich im Zweifelsfall Hilfe bei Beratungsstellen zu Rechtsradikalität oder Islamismus, bei Antidiskriminierungsstellen oder den jeweiligen Landesinstituten für Lehrkräfte.[47]
Als Letztes: Nicht nur aus sozialpädagogischer Strategie ist die Anerkennung mehrerer Perspektiven, bzw. Sichtweisen (Multiperspektivität) im Unterricht ein zentrales demokratiepädagogisches Prinzip, welches für alle Fächer und Lernbereiche in der Schule gilt und somit auch für einen rassismuskritischen Unterricht. Das heißt, dass in einer Lerngruppe eine Bandbreite an politischen Meinungen vorhanden ist – auch mit dem jeweiligen Verständnis von Rassismus und Antirassismus. Ein rassismuskritischer Unterricht bietet hier eine triftige Perspektive an, die Rassismus nicht nur als individuelles Problem sieht, sondern auch als ein strukturelles, welches mit anderen Machtfaktoren verschränkt ist.[48]
Muss es eine ganze Unterrichtseinheit sein? Didaktische Prinzipien
Ja und nein. Sicher ist eine vertiefende längere Beschäftigung mit einer Unterrichtseinheit notwendig, sinnvoll und wünschenswert! Es geht aber nicht jedes Mal um einen zusätzlichen Kopienstapel mit Arbeitsblättern, die zum Stoff hinzukommen. Wenn Schüler*innen und Lehrkraft sich im Dauerzustand der schulischen Zeitnot zwanghaft stressen, besteht die Gefahr, dass zu viel sogenanntes Bulimie-Lernen statt findet. Darunter wird drastischerweise verstanden: Ins Kurzzeitgedächtnis reinstopfen, zur Klassenarbeit erbrechen und dann vergessen.
Und: Genauso wenig wie erwünscht ist, dass „wir heute mal über Frauengeschichte sprechen“, um danach mit dem angeblich „normalen“ Geschichtsunterricht fortzufahren, kann eine eng abgegrenzte und einmalig abgearbeitete Unterrichtseinheit zu Rassismus eine selbstverständliche und gleichberechtigte Perspektive verhindern. Der Eindruck für Schüler*innen, es handle sich lediglich um ein einmaliges Sonderthema ohne wirklich größere Relevanz, wird so nämlich nicht vermieden.
Perspektive verändern
Es geht viel mehr um eine veränderte Perspektive, die das bisherige Unterrichtsthema oder die Methode neu darstellt. Wenn wir die Weltkartenprojektion von Arno Peters neben die angeblich „normale“ eurozentrierte Mercator-Karte ins Klassenzimmer hängen, wird auch uns Lehrkräften klar, dass sogar wissenschaftliche Methoden nie neutral sind.[49] Wenn wir die rassistischen Zitate Kants kennen[50], verstehen wir Lehrkräfte auch die fortschreitende Kolonialisierung der Welt im 19. Jahrhundert und können den Schüler*innen zumindest keine einseitige und uneingeschränkte Lobeshymne mehr auf die Aufklärung vorsingen. Und wenn wir wissen, dass im Neuen Testament „die Frau in der Gemeinde zu schweigen hat“, können wir im Unterricht kein eindeutiges interkulturelles Wir (frauenbefreite Deutsche) und die Anderen (unterdrückte Muslimas) mehr aufrecht erhalten, sondern kratzen am antimuslimischen Rassismus.[51] Das Eigene verschwimmt so mit dem vermeintlich Fremden und verändert unseren Blick auf ein und dasselbe Thema oder dieselbe Methode im Schulbuch oder Rahmenplan.
Einheiten anreichern
Ebenfalls sinnvoll ist eine zusätzliche Anreicherung von jeglichen Unterrichtseinheiten durch globale, migrantische und andere erweiterte differenzierte Inhalte und Wissensbestände. Diese sollten in die laufenden Unterrichtseinheiten eingebaut werden. Deswegen sind die meisten Ihnen hier vorliegenden Unterrichtsmaterialien auch als Querschnittsmaterial konzipiert. Wenn im Unterricht Goethe behandelt wird, wird gleichberechtigt sein transkulturelles Verständnis behandelt.[52] Wenn es in Geschichte zum Beispiel um die sogenannte Renaissance geht, sollte die global- und migrationsgeschichtliche Perspektive miteingeflochten werden, um in der nächsten Stunde dasselbe Thema dann wieder anders zu beleuchten.[53] Und eine Doku oder ein Schulbuch wird nicht zur Seite gelegt, weil allein Martin Luther King als anerkannter Menschenrechtskämpfer hervorgehoben wird, sondern die Auslassung von Malcolm X oder seine Verdammung als Gewalttäter oder sogar Terrorist wird aus mehreren Perspektiven bzw. Sichtweisen (Multiperspektivität) und medienkritisch reflektiert.[54]
Welchen Zielen und welchem Aufbau sollte ein rassismuskritischer Unterricht folgen?
Folgende Kompetenzen sollten im Unterricht spiralcurricular angebahnt werden und sind je nach Jahrgang didaktisch angepasst umzusetzen. Sie sind von der Literatur zur Rassismuskritik inspiriert worden und stammen aus meiner Unterrichtspraxis.[55] Laut dem Migrationspädagogen Thomas Quehl geht es im rassismuskritischen Unterricht nicht nur um eine Thematisierung von Rassismus, sondern auch um Kulturaspekte.[56] Ein Grund, warum im Folgenden auch Uneindeutigkeiten, Vermischungen, Mehrfachzugehörigkeiten und sich auflösende Grenzen von Kulturen, Milieus und Lebenswelten thematisiert werden, die nach über sechzig Jahren Einwanderung ja der Normalfall sind:
- Schüler*innen verstehen, welche gesellschaftlich dominanten Folgen Rassismus hat und wie ein empowerndes und/oder problematisches Zusammengehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe geschaffen wird (z.B. die machtvolle problematische Einteilung zwischen Orient und Okzident, empowernde und problematische Aspekte von Black Culture-Identitäten, Nationalismen jeglicher Art).[57]
- Schüler*innen verstehen, dass viele Menschen mit Migrationsgeschichte sich mehrfachzugehörig (z.B. zweiheimisch als türkisch und deutsch) fühlen und Lebenswelten stets uneindeutig sind und mit anderen Lebenswelten vermischt sind (z.B. Wer bestimmt eigentlich, wer integriert werden muss? Wann und wie gelten Menschen überhaupt als integriert?)
- Schüler*innen verstehen die Vielfalt innerhalb von gesellschaftlichen Gruppen (z.B. Stadt/Land, Milieus, Minderheiten/Mehrheiten, Alter, politische Verortungen, Klasse und Schicht, Geschlecht).
- Schüler*innen verstehen, dass jede_r neben seiner Rassismuserfahrungen und Migrationsgeschichte individuell vielfältig ist (Hobbys, Charakterstärken, Geschlechteridentität, Geschmack, Lebensstil, politische Überzeugungen, etc.)
- Schüler*innen positionieren sich dazu, dass in vielen Situationen die (familiäre) Herkunft irrelevant ist (z.B. Metin und Tobias werden vor die Klassentür geschickt und lästern darüber draußen gemeinsam).[58]
- Schüler*innen verhalten sich zu potentiellen Positivbeispielen, in denen Einzelne und Kollektive sich für andere und/oder für sich selbst eingesetzt haben (z.B. Malcolm X, Nelson Mandela, Gandhi, Muhammad Ali, Rosa Parks, ein aktueller Vorfall auf dem Pausenhof oder aus der Lokalpresse).[59]
- Schüler*innen können ggf. erfolgreich in ihrer näheren (Schule, Stadtteil) und weiteren (Stadt, Land, EU) Lebenswelt handeln (z.B. Zivilcourage im Rollenspiel einüben, Schule ohne Rassismus-Verbund aktiv leben,[60] Geflüchtete unterstützen, etc.) und frustrationstolerant mit potentiellem Scheitern umgehen (z.B. wenn eine schulisch initiierte Unterschriftenaktion von der Bürgermeisterin missachtet wird).[61]
LITERATUR
[20] Fallstricke der interkulturellen Pädagogik: Ramses Michael Oueslati: Interkulturelle Bildung in der Schule. Kulturelle Vielfalt verwerten oder echte Teilhabe gewährleisten?, in: Regine Hartung, Katty Nöllenburg, Özlem Deveci (Hg.): Interkulturelles Lernen. Ein Praxisbuch, Schwalbach/Taunus 2013, S. 25 ff.
[21] S. S. 14
[22] Vgl. Nadine Balzter und Achim Schröder (Hg.): Dokumentation der Fachkonferenz im Rahmen „Biographische Nachhaltigkeit politischer Jugendbildung, Eine Wirkungsstudie“, Darmstadt 2013.
[23] Durch Kampagnen haben die Schüler*innen der Nelson-Mandela-Schule in Hamburg mit Schulleitung, Lehrkräften, Prominenten, Medien, vereinzelten Politiker_innen und dem Filmemacher Marcin Michalski und mir als Interkulturellem Koordinator der Schule insgesamt eine Öffentlichkeit von 53 000 Klicks sowohl bei einem bekannten Sozialen Netzwerk als auch bei einem bekannten Videoclipportal erreicht und so mitgewirkt die Abschiebungen unserer Schüler*innen zu verhindern. Vgl. die Video-Clips Ayodele bleibt mit uns! mit den Prominenten Peter Lohmeyer (bekannt aus der Krimifernsehserie Tatort), dem Hip Hopper Jan Delay, der Schauspielerin Cosma Shiva Hagen und vielen anderen: https://www.youtube.com/watch?v=u450Yp_1owY Vgl. auf der DVD den Clip „Keine Abschiebung der Familie Mohammad“ oder hier: https://www.youtube.com/watch?v=803TLNrqWCk, Stand: 2.3.2016
[24] S. Praxistipp im Kasten, S. 17.
[25] John Hattie, Wolfgang Beywl, Klaus Zierer: Lernen sichtbar machen, Hohengehren 2013.
[26] Eine Studie von Thomas Dee und Emily Penner von der renommierten Stanford-Universität von 2016 lässt vorsichtige Schlussfolgerungen zu. Schulleistungsschwächere Schüler*innen mit Migrationsgeschichte, insbesondere junge Männer, verbessern durch lebensweltbezogene Unterrichtsthemen wie zu Rassismus und Diversität ihre Leistungen und sind weniger absent. http:// www.sueddeutsche.de/bildung/schule-schueler-sollten-sich-mit-kultureller-vielfalt-beschaeftigen-1.2826938, Stand: 2.3.2016
[27] Vgl. weitere Übungen zu allen Ansätzen: Alte Feuerwache e.V. Jugendbildungsstätte Kaubstraße (Hg.): Methodenhandbuch zum Thema Antiziganismus für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit, Münster 2012, S. 95 ff..
[28] Vgl. exemplarisch auf der DVD die Unterrichtseinheit Weltsprachen und Statistik unter Lernbereich Mathematik von Hauke Morisse.
[29] Vgl. auf der DVD die fächerübergreifenden Rollenspiele unter Lernbereich Deutsch und Theater.
[30] Vgl. auf der DVD das fächerübergreifende Arbeitsblatt Werde zum Familienforscher in der Unterrichtseinheit Welche vielfältigen Menschen leben im Ort? unter Lernbereich Gesellschaftswissenschaften, Politik
[31] Vgl. Interview mit dem sozialpsychologischem Forscher Andreas Zick über seine deutsche Studie „Fragile Mitte – feindselige Zustände“ von 2014 und Konsequenzen für die Bildung: „Es mangelt uns an der richtigen Bildung“, in: Erziehung und Wissenschaft, Allgemeine Deutsche Lehrer*innenzeitung, 5/2015, Jg. 67, S. 18 f..
[32] Vgl. auf der DVD auch „Die Deutschen sind…“ Ein etwas anderer Quiz unter Lernbereich Gesellschaftswissenschaften unter Politik.
[33] Vgl.: Feuerwache, Methodenhandbuch, S. 103 ff..
[34] Rassismus kommt jedoch in allen Klassen und Schichten vor. Schüler*innen aus wohlsituierten rechtskonservativen Elternhäusern können zwar auch emotional-sozial vernachlässigt sein, doch hat Rassismus in der Oberschicht wohl oft auch die Funktion den eigenen hohen Status und dementsprechende Privilegien zu sichern. Vgl. Heitmeyer und Zick, Mitte.
[35] S. auch nächstes Kapitel Wie gehe ich mit rassistischen und menschenrechtsfeindlichen Äußerungen um?
[36] S. auch nächstes Kapitel Wie gehe ich mit rassistischen und menschenrechtsfeindlichen Äußerungen um?
[37] S. Kontakt und Angebote der Autor_innen, S. 8.
[38] Vgl. zu Salafismus und Schule folgenden DIE ZEIT–Artikel über meine Arbeit: http://www.zeit.de/2014/50/salafismus-islamismus-an-schulen. Ein Beitrag der Tagesschau vom 24.2. 2015 zum Umgang in der Schule u.a. aus meinem Unterricht: https://www.youtube.com/watch?v=mxoqBCI6TAA, Stand: 2.3.2016
[39] Vgl. die Debatte in der kritischen Weißseinsforschung: Verein für politische Bildung, Analyse und Kritik e.V.: Critical Whiteness, Debatte um antirassistische Praxis und nicht diskriminierende Sprache, Hamburg 2013.
[40] Rudolf Leiprecht: Zum Umgang mit Rassismus in Schule und Unterricht, Begriffe und Ansatzpunkte, in: Rudolf Leiprecht/Anne Kerber (Hg.): Schule in der Einwanderungsgesellschaft, Ein Handbuch, Schwalbach/Taunus 2005, S. 317-345. https://www.youtube.com/watch?v=mxoqBCI6TAA, Stand: 2.3.2016
[41] Werk, Anregungen, S. 34.
[42] Paul Mecheril: Institutionen an die Schüler*innenschaft anpassen, nicht umgekehrt – eine Einladung zur Kritik ausländerpädagogischer Förderung. Kommentar zum ersten Bildungsberichtsband für das Land Bremen „Bildung – Migration – soziale Lage. Voneinander und miteinander lernen“, Bremen 2012, S. 18-19.
[43] Dies gilt nur bedingt für Schüler*innen aus wohlsituierten rechtskonservativen Elternhäusern. Diese können zwar auch emotional-sozial vernachlässigt sein, doch hat Rassismus in der Oberschicht wohl oft auch die Funktion den eigenen hohen Status und Privilegien zu sichern. Praxiserfahrungen fehlen mir hier jedoch.
[44] Schwieriger gestaltet sich dies bei menschenrechtsfeindlichen Organisationen, die finanzielle Hilfen und zumindest zeitweise ein klares und scheinbar widerspruchsfreies Identitätsangebot unterbreiten können.
[45] Andreas Hechler: Männlichkeitskonstruktion, Jungenarbeit und Neonazismus-Prävention, in: Dissens e.V., Katharina Debus, Bernard Könnicke, etc. (Hg.): Geschlechterreflektierte Arbeit mit Jungen an der Schule, Texte zu Pädagogik und Fortbildung rund um Jungenarbeit, Geschlecht und Bildung, Berlin 2012, S. 74-91. http://www. dissens.de/de/dokumente/jus/veroeffentlichung/ neonazismus.pdf, Stand: 2.3.2016
[46] Hier wird das große Binnen-I verwendet, da menschenrechtsfeindliche Führungskräfte sich in den seltensten Fällen jenseits heterosexueller Geschlechterentwürfe verorten.
[47] S. Kontakt und Angebote der Autor_innen, S. 8.
[48] S. Theorieexkurs, S. 13
[49] Autor*innenKollektiv, Leitfaden, S. 20 ff.. Unterrichtsmaterial zur Peters-Projektion, s. auf der DVD unter Lernbereich Gesellschaftswissenschaften, Geographie, Unser Weltbild mit Quiz. Die Peters Projektion gibt es im Buchhandel in diversen Ausführungen als ganze Atlanten oder Plakate auch fürs Klassenzimmer. Multiperspektivisch und kostenlos bei dem Programm „Bildung trifft Entwicklung“: https://www.engagement-global.de/bte-kontakt.html oder hier: katrin.volck@engagement-global.de, Stand: 3.2.2016
[50] S. auf der DVD unter Lernbereich Gesellschaftswissenschaften, Politik, Frühe Neuzeit, Immanuel Kant – Aufklärer oder Rassist?
[51] S. Paulus in der Bibel 1. Korintherbrief 14, 33b – 36.
[52] S. auf der DVD unter Lernbereich Deutsch und Theater, Deutsch, Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.
[53] S. auf der DVD unter Lernbereich Gesellschaftswissenschaften, Geschichte, Frühe Neuzeit, Renaissance in Europa.
[54] Autor*innenKollektiv, Leitfaden, S. 22.
[55] S. auch Paul Mecheril: Einführung in die Migrationspädagogik, Weinheim/Basel 2004. Quehl, Rassismuskritik, in: Scharathow, Bildungsarbeit, S. 226-243.
[56] Quehl, Rassismuskritik, in: Scharathow, Bildungsarbeit, S.226-243.
[57] Vgl. Mecheril, Migrationspädagogik. Vgl. auch SINUS-Milieu-Studie: Heiner Barz, Meral Cerci, Zeynep Demir: Bildung, Milieu & Migration, Kurzfassung der Zwischenergebnisse 12/2013
[58] S. Erläuterungen zu Selbstverständlichkeiten und gelingenden Momenten, S. 14.
[59] S. zur ambivalenten Problematik dieser Kompetenz, S. 18.
[60] Vgl.: http://www.schule-ohne-rassismus.org/startseite/, Stand: 2.3.2016
[61] S. zur ambivalenten Problematik dieser Kompetenz, S. 18.